Sammy Blum
Veröffentlicht am 25. November 2025
Am 17. und 18. November 2025 gastierte „Annes Kampf – Anne Frank vs. Adolf Hitler“ in Schwäbisch Gmünd. Die zweitägige Veranstaltung wurde von der Theaterwerkstatt Schwäbisch Gmünd organisiert und durch die Regionale Partnerschaft für Demokratie im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ ermöglicht. Auf dem Programm standen vorbereitende Workshops an zwei Schulen sowie eine Doppelveranstaltung in der Theaterwerkstatt mit einer Schulvorstellung am Vormittag und einer öffentlichen Aufführung am Abend.
Am 17. November fanden am Hans-Baldung-Gymnasium und am Parler-Gymnasium zwei Workshops statt, die als Vorbereitung auf die Aufführungen dienen. Im Mittelpunkt stand nicht die historische Detailarbeit, sondern das Bewusstwerden von Mechanismen, die auch heute eine Rolle spielen: Sprache, Ausgrenzung, Ideologien und ihre Folgen. Die Schülerinnen und Schüler erhielten so einen Rahmen, um die Themen des Stücks einordnen zu können, ohne dass ihnen dessen Wirkung vorweggenommen wurde.
Die Workshops knüpften an den Erfahrungen der Jugendlichen an und schufen eine Grundlage, auf der das, was sie am nächsten Tag auf der Bühne sehen würden, klarer und bewusster wahrgenommen werden konnte.
Am 18. November öffnete die Theaterwerkstatt Schwäbisch Gmünd ihre Bühne für zwei Vorstellungen von „Annes Kampf“: am Vormittag für die Schülerschaft der beteiligten Gymnasien, am Abend für eine öffentliche Aufführung. Der Raum bot für beide Termine die konzentrierte Atmosphäre, die das Stück mit seiner klaren, reduzierten Form benötigt.
Die Schülerinnen und Schüler kamen mit einem vorbereiteten Blick in die Aufführung. So konnten sie die direkte Gegenüberstellung der Texte Anne Franks mit der Ideologie Hitlers unmittelbarer einordnen. Das Stück setzt ganz auf Sprache und auf das Spiel – ohne Effekte, ohne Ablenkung. Zwischen den Szenen sorgten musikalische Einlagen für kurze Momente zum Durchatmen und stellten zugleich einen Klangraum her, der die Zeit ahnen lässt, aus der Anne Franks Texte stammen. Diese musikalischen Passagen gliedern das Stück und geben den Jugendlichen Gelegenheit, das Gehörte zu verarbeiten.
Im anschließenden Gespräch zeigte sich, dass die Jugendlichen aufmerksam zugehört hatten und viele der im Workshop angestoßenen Fragen nun vertieft weiterdachten. Deutlich wurde, dass sie die inhaltliche Verbindung zwischen historischen Texten und heutigen Entwicklungen erkannt hatten.
Auch die Abendvorstellung verlief konzentriert und dicht. Wieder waren es die klare Form des Stücks und die musikalischen Einlagen, die die Wirkung der Texte verstärkten. Die Musik schuf Übergänge, die dem Publikum Raum ließen, das Gehörte zu reflektieren, und zugleich einen Zeitgeist heraufbeschworen, in dem Anne Frank gelebt und geschrieben hat.
Einmal mehr wurde deutlich, dass die Themen von „Annes Kampf“ nicht in der Vergangenheit stehen bleiben, sondern in die Gegenwart hineinreichen. Die Aufführung machte sichtbar, wie sehr Sprache und Ideologie bis heute wirksam sind – und wie wichtig es ist, ihnen mit einem wachen, demokratischen Blick zu begegnen.
Die beiden Tage in Schwäbisch Gmünd haben gezeigt, wie wirkungsvoll die Verbindung aus vorbereitenden Workshops und der Aufführung von „Annes Kampf – Anne Frank vs. Adolf Hitler“ ist. Die Workshops schufen die notwendige Grundlage, um die Inhalte des Stücks zu verstehen, und die beiden Vorstellungen machten die historischen und politischen Zusammenhänge eindrücklich sichtbar.
Dank der Förderung durch „Demokratie leben!“ und der verlässlichen Organisation der Theaterwerkstatt Schwäbisch Gmünd konnte ein Projekt umgesetzt werden, das auf verschiedenen Ebenen nachwirkt – in den Schulen ebenso wie im kulturellen Leben der Stadt.
Diese Workshops, sind langsam zu einem festen Bestandteil des Projekts geworden. Sie bieten Jugendlichen Raum, sich kritisch und emotional mit Themen wie Antisemitismus, Rassismus, Ausgrenzung und Manipulation durch Sprache auseinanderzusetzen. Statt reiner Wissensvermittlung steht hier der Dialog im Vordergrund. Gemeinsam mit den Schülern werden historische Mechanismen reflektiert und Parallelen zur Gegenwart gezogen - etwa zu Fake News, populistischen Rhetoriken oder gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in sozialen Medien. Die Workshops eröffnen einen geschützten Raum, in dem junge Menschen Fragen stellen können, ohne bewertet zu werden. Es geht darum, Geschichte nicht nur zu verstehen, sondern zu spüren, was Ausgrenzung und Hass bedeuten - und was man ihnen entgegensetzen kann.
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Auf der Bühne standen Marianne Blum als Anne Frank und Thomas Linke als Adolf Hitler - zwei Künstler, die mit intensiver Präsenz und emotionaler Tiefe das Publikum in ihren Bann zogen. In der klaren Gegenüberstellung von Hoffnung und Hass, von Menschlichkeit und Zerstörung machten sie erlebbar, wie gefährlich Ideologien werden, wenn sie sich in Köpfen festsetzen. Ohne Effekte, allein durch Sprache und Darstellung, entfaltete sich eine Spannung, die den gesamten Saal erfasste.
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